Walker Evans hat einmal gesagt: "Nobody should touch a Polaroid until he's over sixty." Er selbst war 70, als er 1973 dieses Medium für sich entdeckte und seiner 50-j?hrigen Fotografenkarriere einen weiteren, neuen Blickwinkel hinzufügte. über 2.600 Fotos hat Walker Evans in seinem letzten Lebensjahr -- dank unbegrenzter Filmvorr?te von Polaroid -- mit der Polaroid SX-70 geschossen und die meisten seiner Motive waren Neubetrachtungen bereits früher von ihm fotografierter Szenarien: volkstümliche Architektur, Portr?ts, Stra?enmarkierungen, Stra?enschilder und deren drastische Reduktion auf einzelne Buchstaben. Walker Evans' Bilder sind intelligente Bilder. Sie sind klar, jedoch nie simpel. Sie sind einfach, und doch berühren sie tief. Ein handgemaltes "Enjoy"-Schild vor einem Haus, mit Margeritten geschmückt, platt getretene Bierdosen auf Asphalt oder verblasste Stra?enmarkierungspfeile sprechen eine pr?gnante, aber poetische Sprache. Die 122 Fotos sind in Originalgr??e (7,8 cm x 7,9 cm) abgedruckt, jedoch ohne den für Polaroids typischen Rand. Das ist schade, denn der Rand und das dadurch entstehende besondere Format erwecken erst das einzigartige Flair, das nicht nur durch die eigenwillige Farbigkeit der Fotos entsteht oder von der geradezu genial einfachen Technik (keine Kameraeinstellungs- und Laborarbeiten) herrührt. Dennoch sind Evans' Bilder au?ergew?hnlich. Sein gekonntes Spiel mit den gegebenen Lichtverh?ltnissen ist faszinierend. Seine Serien gleicher oder ?hnlicher Motive -- zum Beispiel der schief aufgemalte Mittelstreifen einer Stra?e -- w?ren mit einer anderen Kamera nicht so plakativ m?glich gewesen. Der Fotograf reduziert mit der Polaroidkamera den fotografischen Akt auf seine Grundvorg?nge: Sehen und Ausw?hlen. Der Rest entwickelt sich sprichw?rtlich von selbst. Walker Evans: Polaroidsist ein Buch, das sich nicht zum schnellen Durchbl?ttern eignet. Jedes Bild erz?hlt eine eigene Geschichte, die mal kürzer und mal l?nger ausfallen kann. Und genau das macht dieses Buch zu einem hervorragenden Schm?ker -- so spannend wie ein guter Krimi -- und jedes der 122 Bilder zu einem Paradebeispiel der Instantfotografie. --Sandra Neumayer